PERSÖNLICHE GEDANKEN (die noch am Arbeiten sind und sich immer mal wieder etwas verändern)
Wir sind dankbar, durften wir diese Reise machen. Sie war weder physisch, noch psychisch einfach. Ich glaube, sie wird uns helfen, unser Mädchen ein wenig besser zu verstehen. Rumänien haben wir als wunderschönes Land, mit netten Menschen und spektakulären Landschaften, aber auch mit bestehender Armut und einer grossen Kluft zwischen Stadt und Land kennengelernt.
Die „Hunde-Politik“ weist grosse Missstände auf, aber ganz ehrlich, wir kennen leider auch keine optimale Universallösung solange das Tötungsgesetzt besteht.
Die Strassenhunde leben nicht grundsätzlich schlecht: Vielerorts werden sie gefüttert, man streichelt sie und es gibt auch Menschen, die sich um die kranken Tiere kümmern. Und vielfach leben die Hunde so, wie wir es hier für Katzen kennen. Sie dürfen frei herumlaufen und kommen einfach nach Hause zum Fressen. Vielleicht erreichen sie nicht das Höchstalter, weil sie an einer Krankheit sterben oder von einem Auto erfasst werden, aber das Leben bis dahin können sie geniessen. Das Problem ist, dass die Population der streunenden Hunde immer grösser wird. Die meisten Besitzer kastrieren ihre Tiere nicht und setzten dann den Nachwuchs einfach in das nächste Feld und überlassen sie ihrem Schicksal. Dort landen auch ungewollte Tiere, z.B. weil die Besitzer in den Urlaub fahren oder weil sie ein jüngeres Tier anschaffen wollen. Also viele Hunde auf der Strasse sind eigentlich keine wilden Hunde im eigentlichen Sinne, sondern ausgesetzte Haustiere. Die Hunde, welche das Aussetzen überleben, vermehren sich dann noch zusätzlich rasant weiter. Und darum gibt es überall Hunde: auf dem Land auf jedem Rastplatz, jeder Tankstelle, jedem Fabrikhof und genauso in Bukarest. Seit unserer Rumänien-Reise habe ich in der Schweiz schon ein paar Mal einen Stein bei einer Tankstelle für einen Hund gehalten! So hat sich dieses Bild in mein Gehirn gebrannt.
2013 wurde das Tötungsgesetz in Rumänien praktisch über Nacht eingeführt. Auslöser war ein 4-jähriger Junge, der angeblich von Strassenhunden zu Tode gebissen wurde. In Wirklichkeit waren es Wachhunde, die ein eingezäuntes Firmengelände bewachten und ab 17 Uhr frei herumliefen. Dies wurde ein halbes Jahr später auch gerichtlich bewiesen. Und obwohl der Firmenchef sich sofort nach dem Vorfall gemeldet hatte und die Pässe der Hunde vorgezeigt hatte, beteuerte die rumänische Regierung und die Familie des Jungen immer wieder, dass es Strassenhunde waren und riefen zur Hetzjagd auf. Ob dies ein politischer Schachzug war, um von den Unruhen über die krebserregenden Abbaumethoden in der grössten Goldminen in Europa, Rosia Montana, abzulenken, darf jeder für sich entscheiden.
Das Tötungsgesetz ist eine barbarische und keine nachhaltige Lösung für die Anzahlregulierung der Strassenhunde. Wie bereits geschrieben, bekommt ein Hundefänger pro Hund 50 Euro. Verglichen zur 200 Euro Miete einer 3-Zimmer-Wohnung in Bukarest ein horrend hohes Kopfgeld. Die Hundefänger gehen extrem brutal vor. Zum Beispiel sind Hundefänger am 21.3.2014 in die Tierklinik der privaten Tierschutz-Organisation Vier Pfoten eingebrochen. Dabei gingen sie so gewalttätig vor, dass vier Hunde starben. Und dies ist leider die Norm und nicht die Ausnahme. Und das beschränkt sich nicht nur auf Hunde, die die Hundefänger auf der Strasse finden, sondern oft werden Hunde auch aus privaten Höfen gestohlen. In den Tötungsstationen (öffentliche Tierheime) haben die Hunde dann genau 2 Wochen Zeit um adoptiert zu werden. Falls der Hund jemandem gehört, der nach ihm sucht, muss der Besitzer sich beeilen, da er vor allem um Bukarest so viele öffentliche Tierheime abklappern muss, dass ihm 2 Wochen fast nicht reichen.
Eine sehr gute Chronik und Zusammenfassung der Situation hat das GEO Natur am 10.9.2014 veröffentlicht (http://www.geo.de/natur/tierwelt/1621-rtkl-rumaenien-chronik-der-eskalation). Hier ist noch der letzte Abschnitt des Artikels: „Vor einem Jahr wurde das Gesetz erlassen, heute (=2014) ist die Durchführung illegal - und doch sind die Tötungen von Straßenhunden Alltag in Rumänien. Laut Aussage des Chefs der Bukarester Tierschutz-Aufsichtsbehörde ASPA, wurden bis Ende August 2014 16‘000 Straßenhunde allein in der Hauptstadt getötet. 2000 weitere befinden sich noch in öffentlichen Tierheimen. Ihnen droht dasselbe Schicksal. Bancescu gibt öffentlich zu, dass rund die Hälfte der Hunde erst nach der Aufhebung des Gesetzes und somit illegal getötet worden sind. Die EU hüllt sich weiter in Schweigen. Auch auf Nachfrage wird darauf hingewiesen, dass die Geschehnisse in Rumänien nicht im Zuständigkeitsbereich der Europäischen Union lägen.“ Schrecklich ist, dass dieser Artikel jetzt dann bald 2 Jahre alt ist und sich die Situation der Strassenhunde kein bisschen verbessert hat! Das Tötungsgesetzt wird immer noch angewendet :-(
Es gibt viele Tierschützer vor Ort, die veruchen die Situation der Hunde etwas zu verbessern. Zum Beispiel Didilescu Madalina Mirabela (aktiv auf Facebook, zuerst muss man sich auf Facebook anmelden, dass der Link direkt funktioniert), die ich sehr bewundere. Sie versucht den Hunden von zwei öffentlichen Tierheimen das Leben etwas leichter zu machen. Sie besorgt zusätzliches Futter (ca. 140 kg pro Tag. Ja, das Futter reicht in den öffentlichen Tierheimen nicht für alle Tiere), behandelt kranke Tiere, versucht durch Tücher Schatten in die heissen Gehege zu bringen oder erweitert das Tierheim um grössere Gehege. Und das alles, obwohl sie weiss, dass die Tage dieser Tiere gezählt sind. Immer wieder muss sie auch tote Tiere zusammensammeln, bevor die Hunde überhaupt auf der Tötungsliste standen. Sie weiss, dass sie nicht alle Hunde retten kann und doch besucht sie sie so oft sie kann. Um ihnen die Zeit, die ihnen noch bleibt, so angenehm wie möglich zu machen, und die Chance auf eine Adoption bis zuletzt so gross wie überhaupt möglich zu erhalten. Es ist ihr auch wichtig, dass sie möglichst alle Krankheiten behandeln kann, damit keine Epidemien ausbrechen oder die neuen Hunde, sobald sie ins öffentliche Tierheim kommen, gleich angesteckt werden von den Viren, die noch in den Gehegen vorhanden sind. Oft fehlt ihr das Geld und so muss sie sich entscheiden, was sie überhaupt machen kann. In den öffentlichen Tierheimen im Grossraum Bukarest ist es leider aber nicht möglich, den Hunden zu helfen, da Tierschützern der Zutritt nicht gewährt wird.
Deshalb ist ein anderer Weg, den viele Tierschützer gehen, dass sie Hunde mit Hilfe von Fernadoptionen in privaten Tierheimen unterbringen. So wie es Stefania (aktiv auf Facebook) mit ganz viel Herzblut und Aufopferung ihrer Zeit und ihres Geldes macht. Meist sind es Hunde, die sie aus den öffentlichen Tierheimen holen, bevor sie getötet werden, oder kranke Tiere oder ausgesetzte Welpen, die Hilfe brauchen. Das private Tierheim muss jeweils von der Person, welche den Hund gebracht hat mit ca. 35-45 Euro im Monat pro Hund bezahlt werden. In diesen privaten Tierheimen (wie eben Ayana auch war) dürfen die Hunde bis zu ihrer Adoption bleiben, bekommen genügend zu fressen und werden behandelt, wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Die Tierschützer geben ihr Bestes, den Hunden ein Zuhause für immer zu finden. Genau wie viele Organisationen, die ihr eigenes Tierheim haben und die Hunde in diesem unterbringen. Dank dieses Konzepts bekommen einige der Hunde, welche vermittelt werden können, eine zweite Chance und das Glück ein Heim zu haben, wo man sie liebt. Das wünschen sich die Tierschützer für alle geretteten Tiere, aber es sind einfach zu viele. Und das ist es, was mich an diesem Konzept stört. Es werden viel mehr Tiere in private Tierheime gerettet, als je vermittelt werden können. Und es bricht mir das Herz, diese Hunde in den Zwingern zu sehen und zu wissen, dass ein grosser Teil den Rest ihres Lebens in diesen Zwingern verbringen muss. Diese schönen Tiere, die es gewohnt waren, frei herumzurennen, sind von nun an eingesperrt. Das war auch der Gedanke, welcher mich die Fassung beim Besuch des Tierheims verlieren liess. Und doch stirbt die Hoffnung auf ein Happy End für jeden einzelnen Hund zuletzt. Solange es das Tötungsgesetz gibt, ist es die einzige Methode, Hunde von den brutalen Tierfängern zu schützen.
Viele der Tierschützer haben deshalb erkannt, dass es wichtig ist, das Problem schon vorher zu bekämpfen, bevor der ungewollte Nachwuchs auf dem Feld landet. Viele Tierschützer wie Stefania und Organisationen wie NetAP (Network for animal protection, netap.ch), etc. lancieren Kastrationskampagnen. Dr. Aurelian Stefan und sein Romania Animal Rescue Team haben ein Kastrations-Mobil eingerichtet und sind damit in ganz Rumänien unterwegs. Dabei kastrieren sie nicht nur Streunerhunde, sondern auch die Hunde der Bevölkerung gratis. Sowohl Stefania, als auch Madalina gehen oft in Dörfer, um mit den Leuten zu sprechen und aufzuklären. Vielfach braucht es Überzeugungsarbeit, denn Hunde gelten oft noch als Wegwerfware.
Ich persönlich glaube, dass das Tötungsgesetz das grosse Problem ist. Statt den Hundefängern 50 Euro für einen Hund zu zahlen, könnte man die Tiere für 25 Euro kastrieren und wieder freilassen. Tierschützer könnten statt den privaten Tierheimen, Fütterungsstationen einrichten, wo auch immer wieder kontrolliert wird, ob kranke Tiere Hilfe brauchen. Aber solange das Tötungsgesetz gilt, würde man es den Hundefängern mit den Fütterungsstationen nur noch einfacher machen :-( Und ein Gedanke, der mir bei dieser „Variante“ etwas Kummer bereitet ist, dass viele der Streuner ja keine „wilden“ Tiere sind, sondern ungewollte Haustiere. Ich frage mich, wie gut die alleine überleben können? Deshalb ist die Aufklärung der Bevölkerung und gratis Kastrationen der Haustiere sicher weiterhin ein wichtiger Punkt.
Uns wurde erklärt, dass die 50 Euro Kopfgeld auf die Hunde durch EU Subventionen finanziert werden. Als ich das EU Kontaktzentrum angeschrieben habe, bekam ich eine vorgefertigte Antwort, welche äussert, dass die EU sehr viele besorgte Schreiben aufgrund der Hunde-Situation in Rumänien bekommen hätte und die EU sich klar für eine andere und nachhaltige Hundepolitik einsetzten würde. Bezüglich den Subventionsgeldern darf Rumänien eigenständig entscheiden, wie sie diese einsetzen, also auch für Kopfgelder auf Hunde, obwohl das nicht der EU-Hundepolitik entspricht. Ich habe vom EU Kontaktzentrum weitere Adressen in Rumänien bekommen, an die ich meine Fragen richten kann und das werde ich auch tun. Wer Interesse an dem Brief der EU hat, darf sich gerne bei mir melden.
INFOS ZU DEN TIERSCHÜTZERN IN RUMÄNIEN
Wer die Arbeit von Stefania verfolgen will, findet sie in Facebook unter Stefania Steffyyo.
Wer ihre Arbeit unterstützen möchte, kann dies entweder über paypal: steffyyo@yahoo.com oder auf folgendes Konto machen: Albulescu Stefania (Kontoinhaberin), bank : ING BANK , ACOUNT RO36INGB0000999904245371 (das Konto wird in rumänischen Lei (RON) geführt), SWIFT : INGBROBU
Die Asociatia A Doua Sansa beherbergt im Tierheim Glina ca. 300 Hunde. Die Organisation ist immer wieder froh um Futterspenden.
Empfänger: Asoc Pt Protec Anim A Doua Sansa,
IBAN: RO27 PIRB 4238 7217 6900 2000 (das Konto wird in Euro geführt), SWIFT: PIRBROBUXXX,
Piraeus Bank, Muncii BRANCH
Es gibt auch eine Seite auf Deutsch, die immer wieder hilft, Hunde zu vermitteln: German support group for Asociata A Doua Sansa (https://www.facebook.com/groups/294147374000019/)
Bei der Vermittlung der Hunde helfen Stefania, die Organisation the homeless dogs aus Österreich (www.thehomelessdogs.eu) und Claudia Stüber (www.facebook.com/claudia.stuber.50), eine Tierärztin aus Deutschland, die ebenfalls die Adoption der Hunde des Tierheims in Glina vermittelt.
Die Arbeit von Didilescu Mădălina Mirabela kann man ebenfalls auf Facebook verfolgen. Entweder auf ihrer Facebook-Seite oder der Facebook Gruppe Happy Tails Rescue (https://www.facebook.com/groups/917077675079226/ )
Wer ihre Arbeit unterstützen möchte, kann dies entweder über paypal: madalina.didilescu@yahoo.com oder auf folgendes Konto machen: Madalina Didilescu (Kontoinhaberin), RO34BTRL03001201432996XX, Transilvania Bank, SWIFT BTRLRO22XX
Wer die Kastrationskampagnen und Arbeit von Dr. Aurelian Stefan oder seinem Romania Animal Rescue Team hverfolgen will, findet Infos auf Facebook oder www.romaniaanimalrescue.org org.